umgeschulte Linkshänder

Nicht jeder Legastheniker ist umgeschulter Linkshänder, aber jeder umgeschulte Linkshänder läuft Gefahr, legasthene Erscheinungen zu entwickeln.

Es ist eine Frage des Standpunktes:

In der Legasthenie-Forschung gilt umgeschulte Händigkeit als eine von vielen möglichen Ursachen und wird darum nicht schwerpunktmäßig erforscht.

In der Linkshänder-Forschung allerdings spielt die Legasthenie in Zusammenhang mit der Umschulung auf die rechte Hand eine große Rolle.

Dr. Johanna Barbara Sattler benennt als Primärfolgen einer Umschulung:

  • „Gedächtnisstörungen (besonders beim Abrufen von Lerninhalten)
  • Konzentrationsstörungen (schnelle Ermüdbarkeit)
  • Legasthenische Probleme (Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten)
  • Raum-Lage-Labilität (Links-Rechts-Unsicherheit)
  • Feinmotorische Störungen (die sich z.B. im Schriftbild äußern)
  • Sprachstörungen (Stammeln bis zum Stottern)“

(Quelle: Johanna Barbara Sattler, Der Umgeschulte Linkshänder, Auer-Verlag 2005, Seite 49f.)

 

Wenn man bedenkt, dass bis auf die legasthenischen Probleme die anderen fünf Punkte auch als Ursachen für Legasthenie gelten, wird deutlich, wie sich die Umschulung auf die rechte Hand auf das Lernvermögen auswirken können.

Für linkshändige Kinder ist die in unserer Kultur übliche Lese- und Schreibrichtung von links nach rechts entgegen ihrem Naturell. Typischerweise tauchen bei ihnen anfänglich Spiegelschrift und das Verdrehen einzelner Buchstaben auf, doch diese Eigenschaft bildet sich normalerweise bei den Linkshändern sehr schnell zurück.

Wer meint, Komplikationen vermeiden zu können, indem das linkshändige Kind lernt, mit der rechten Hand zu schreiben, irrt gewaltig.

Auch die viel gefürchtete „Hakenhand“, die große Teile des Geschriebenen verdeckt und zu Verkrampfungen der Hand führt, ist kein Grund, auf die rechte Hand umzuschulen. Wenn man dem Kind zeigt, wie man auch ohne Haken schreiben kann, ist alles zu sehen und zu lesen – und die Hand und der Linkshänder bleiben entspannt.

Warum schreibe ich hier darüber?

Ich selber habe 40 Jahre lang rechtshändig gelebt, bevor ich feststellte, dass ich Linkshänderin bin. Bei meinem linkshändigen Sohn, der sich durch Orientierung an der rechtshändig lebenden Mama selber umgeschult hatte, entwickelten sich immense legasthene Erscheinungen.

Bei Fragen hierzu dürfen Sie sich gerne an mich wenden.